Flugkampagne zur Rohstofferkundung wird fortgesetzt

Vom 18. bis 23. September finden im Oberharz wieder Hubschrauberflüge zur geophysikalischen Erkundung statt. Physikkurse der Robert-Koch-Schule haben das Projekt zuvor mit Forschenden simuliert.

Ziel des bis 2025 geplanten und vom Bundesforschungsministerium geförderten Forschungsprojekts „Desmex-Real“ ist die Einrichtung eines sogenannten Reallabors in der Altbergbauregion Oberharz. Dabei kommt laut Projektleiter Prof. Michael Becken von der Universität Münster ein semi-airborne Elektromagnetik-Verfahren zum Einsatz, mit dem Aussagen über die elektrische Leitfähigkeit von geologischen Strukturen getroffen werden können. Es werden Dipolsender – geerdete Stromkabel am Boden – mit hochempfindlichen Magnetfeldsensoren kombiniert. Letztere befinden sich in Flugsonden und werden vom Hubschrauber an einem Seil in 50 bis 70 Meter Höhe geschleppt. Auf Basis der gemessenen Daten werden dreidimensionale Modelle der elektrischen Leitfähigkeit erstellt, die Hinweise auf Rohstoffe im Boden geben können, erklärt der Geophysiker. Diese werden mit dem Wissen aus Archivdaten des bisherigen Bergbaus kombiniert.

Die Flüge, die jeweils vom Flugplatz Hildesheim aus starten, überdecken in der diesjährigen Kampagne mehrere Messgebiete außerhalb des Nationalparks im Raum Clausthal-Zellerfeld, Altenau-Schulenberg, Riefensbeek sowie im Raum Oker und Bad Harzburg. Bereits 2021 und 2022 gab es Hubschrauberflüge zu diesem Zweck im Harz. Das Mittelgebirge, so erklärt es Projektleiter Becken, sei allein durch seine Topografie und die vielen Bäume ein schwieriges Fluggebiet. Hinzu komme, dass es viele infrastrukturbedingte Störsignale gebe, beispielsweise durch Schienen oder unterirdische Leitungen. „In der Wüste wären die Erkundungsflüge leichter“, meint Prof. Becken. „Desmex-Real“ setzt neue Maßstäbe: „Das ist ein einzigartiges Experiment, was in dieser Form weltweit noch keiner gemacht hat.“ Dabei bezieht sich der Wissenschaftler vor allem auf die flächendeckende Erkundung.

Wie wichtig heutzutage Rohstoffe sind, erläuterte der Projektleiter den Physikkursen des 12. und 13. Jahrgangs der RKS anschaulich: „In einem Handy ist das halbe Periodensystem verbaut.“ Allein aufgrund der Elektromobilität und digitaler Technologien sei Europa immer mehr abhängig von Rohstoff-Importen. Eine Reihe wichtiger Rohstoffe werde hinsichtlich des Versorgungsrisikos seitens der Europäischen Kommission als kritisch eingeschätzt. Nach einer Schüleranmerkung ergänzte Becken, dass natürlich das Thema Recycling eine Rolle spiele. Wiederverwertung allein reiche aber nicht aus, um den weltweit steigenden Rohstoffbedarf zu decken.

Veranstaltung im Gymnasium vom Forschungszentrum CUTEC initiiert

Die Veranstaltung im Gymnasium hatte Andre Bertram vom Clausthaler Umwelttechnik-Forschungszentrum (CUTEC) der TU Clausthal initiiert und organisiert. Er fungiert unter dem Aspekt „Lokale Netzwerke“ als Ansprechpartner im Oberharz für die zahlreichen beteiligten Projektpartner. Neben der BGR, der Universität Münster und der TU Clausthal sind es sieben weitere Einrichtungen. Um den Schülerinnen und Schülern der RKS einen Eindruck von den Erkundungsflügen zu vermitteln, steuerte Drohnenpilot Stefan Klingen (Universität Münster) eine mit einem Magnetfeldsensor im Schleppkörper ausgestattete14-Kilogramm-Drohne über eine Wiese im Wald nahe der Schule. Die Jugendlichen erfuhren nach Auswertung der Daten, wie viele Störfelder sich stadtnah im Untergrund befinden. Als der Projektleiter ein Stück Eisen auf der Wiese platzierte, war auch diese Anomalie und ihre Lage deutlich sichtbar. Für die Schülerinnen und Schüler waren es drei spannende Unterrichtstunden, in denen sie modernste geophysikalische Messmethoden theoretisch und praktisch vermittelt bekamen.

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Physikkurse der Robert-Koch-Schule in Clausthal-Zellerfeld haben sich im Unterricht mit dem Forschungsprojekt „Desmex-Real“ beschäftigt. Die Hubschrauber- und Drohnenflüge (siehe Bilder unten) zur Rohstofferkundung im Harz, die vom 18. bis 23. September wieder stattfinden, haben die Jugendlichen mit einer Drohne im Kleinformat und wissenschaftlicher Unterstützung simuliert. Die Initiative dazu ging vom Forschungszentrum CUTEC aus. Fotos: André Bertram